
17.12.2025
Professor Dr. Klaus Blaum, Direktor am Max-Planck-Institut für Kernphysik (MPIK) und Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, wurde mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis 2026 ausgezeichnet. Mit dem Leibniz-Preis zeichnet die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Klaus Blaum für seine herausragenden Beiträge zur hochpräzisen experimentellen Untersuchung fundamentaler Naturkonstanten und Symmetrien aus ( Pressemitteilung der DFG ).
Seine Arbeiten haben international Maßstäbe gesetzt und leisten zentrale Beiträge zur experimentellen Überprüfung grundlegender theoretischer Konzepte der modernen Physik.
Klaus Blaums Forschung ist geprägt von einem konsequenten Streben nach Genauigkeit. In seinen Präzisionsexperimenten an einzelnen Ionen in elektromagnetischen Fallen geht es darum, Naturgesetze mit immer größerer Schärfe zu testen und theoretische Modelle weiter zu verfeinern.
Seit vielen Jahren ist Klaus Blaum der Universität Heidelberg eng verbunden. Als Honorarprofessor an der Fakultät für Physik und Astronomie bringt er seine Expertise in die Lehre ein und arbeitet eng mit Studierenden sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zusammen. Diese enge Verzahnung von universitärer und außeruniversitärer Forschung ist ein wesentlicher Bestandteil des Wissenschaftsstandorts Heidelberg.
Im folgenden Interview spricht Klaus Blaum über den Moment der Auszeichnung, die Faszination hochpräziser Grundlagenforschung und darüber, was den Forschungsstandort Heidelberg für ihn besonders macht:
Herr Professor Blaum, erinnern Sie sich an den Moment, als Sie von der Leibniz-Preis-Auszeichnung erfahren haben? Was ging Ihnen dabei als Erstes durch den Kopf?
Ja, ich erinnere mich noch sehr genau: Es war Donnerstag, der 11. Dezember 2025. Ich saß in meinem Büro, als um 9:58 Uhr mein Handy mit einer unbekannten Nummer klingelte. Am anderen Ende meldete sich eine Stimme: „Hier spricht Frau Christina Elger von der DFG, ich habe eine vorweihnachtliche Überraschung für Sie …“ Ich war tief bewegt, denn mir war die Bedeutung des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises bewusst. Sofort dachte ich: „Heute Nachmittag ist unsere Abteilungsweihnachtsfeier, besser hätte es nicht kommen können.“ Als erstes rief ich meine Frau an, um ihr die Nachricht zu überbringen.
Ihre Forschung ist hochpräzise und fundamental. Warum sind grundlegende Konstanten der Physik auch heute noch so spannend – und warum wird um jede weitere Dezimalstelle so leidenschaftlich gerungen?
Fundamentalkonstanten bestimmen, wie stark Kräfte wirken, wie stabil Atome sind und wie schnell Prozesse ablaufen – genau das macht ihre Untersuchung so faszinierend. Mit unseren Präzisionsexperimenten versuchen wir herauszufinden, ob unser Verständnis der wirkenden Kräfte Lücken aufweist. Dabei kommt es auf höchste Genauigkeit an: Jede noch so kleine Verbesserung liefert wertvolle Hinweise.
Die DFG würdigt Ihre Arbeiten als „bahnbrechend“. Gab es in Ihrer Laufbahn einen Moment, in dem Sie selbst gespürt haben: Hier testen wir wirklich die Grenzen des Bekannten?
Unsere experimentellen Durchbrüche beruhen meist auf bedeutenden technischen Fortschritten, die wir erzielen, sowie auf innovativen Messideen. Daher ist es weniger ein einzelnes Ereignis als mehr die Summe von vielen Weltrekorden, die wir erzielt haben, z. B. in der Bestimmung atomarer Massen oder bei zwingenden Tests von Wechselwirkungen.
Sie sperren einzelne Ionen in elektromagnetische Fallen ein, um Naturgesetze zu testen. Was fasziniert Sie daran, gerade mit extrem kleinen Systemen ganz große Fragen zu stellen?
Ganz besonders fasziniert mich, dass es sich oft um vergleichsweise kleine Experimente handelt, die von einer einzelnen Person betreut werden können. Trotzdem können sechs bis acht Jahre intensiver Arbeit nötig sein, um ein neues Penning-Fallen-Experiment zu entwickeln und damit Messrekorde aufzustellen. Wenn nach dieser langen, mühsamen Entwicklungszeit am Ende alles genau so funktioniert, wie man es sich erhofft hat, ist das ein unbeschreiblich tolles Gefühl.
Präzision spielt in Ihrer Forschung eine zentrale Rolle. Wo sind Sie im Alltag eher Perfektionist – und wo ganz bewusst nicht?
Eine gute Frage, die man meiner Familie stellen sollte 
Der Leibniz-Preis eröffnet große Freiräume. Was möchten Sie mit diesen Möglichkeiten unbedingt angehen, was bisher vielleicht nicht möglich war?
Wir denken darüber nach, eventuell ein ganz neues Experiment mit einer Teilchenspezies zu starten, die wir bisher noch nie untersucht haben. Dazu braucht es auch neues Personal. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten.
Sie sind Honorarprofessor an der Universität Heidelberg und eng mit der Fakultät für Physik verbunden. Was bedeutet Ihnen diese Verbindung – gerade neben Ihrer Tätigkeit am MPIK?
Diese Verbindung bedeutet mir sehr viel. Ich habe große Hochachtung vor meinen Universitätskolleginnen und -kollegen und schätze die zahlreichen gemeinsamen Forschungsaktivitäten, die wir in den vergangenen 18 Jahren realisieren konnten. Die Möglichkeit, in der Lehre tätig zu sein und zugleich Zugang zu hervorragend ausgebildeten Studierenden zu haben, ist für unsere Forschung am Max-Planck-Institut für Kernphysik von zentraler Bedeutung.
Was schätzen Sie an Heidelberg als Wissenschaftsstandort besonders?
Unsere Studierenden zeichnen sich durch eine herausragende Qualität aus und genießen national wie international große Anerkennung. Ergänzt wird dies durch ein außergewöhnlich kollegiales Arbeitsumfeld an der Fakultät.
Und ganz zum Schluss: Wenn Sie jungen Menschen heute erklären müssten, warum sich Grundlagenforschung lohnt – was würden Sie sagen?
Grundlagenforschung erweitert unser Wissen und bildet damit die Basis für Innovation und gesellschaftlichen Fortschritt. Zugleich trägt sie wesentlich zur Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte bei.
Die Fakultät für Physik und Astronomie gratuliert Professor Dr. Klaus Blaum herzlich zu dieser besonderen Auszeichnung!
STEFANIE AUMILLER /MPG